Unser Leitbild

Die DGHWi unterstützt die lebendige Vielfalt ihrer Mitgliederschaft und versteht die Auseinandersetzung um das im Leitbild zum Ausdruck kommende Selbstverständnis als kontinuierlichen Prozess. Das Leitbild der DGHWi wurde in einem gemeinsamen Entwicklungs- und Abstimmungsprozess durch die Mitglieder der Fachgesellschaft entwickelt und erstmals im Mai 2016 im Konsens mit den Mitgliedern veröffentlicht. Das Leitbild wurde sodann auf die vorliegende Fassung aktualisiert und auf der Mitgliederversammlung am 15. Februar 2019 mit deutlicher Mehrheit angenommen. Es wird auch zukünftig in regelmäßigen Abständen den Mitgliedern zur inhaltlichen und redaktionellen Prüfung und ggf. weiteren Aktualisierung vorgelegt.

Präambel

Die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) fördert als wissenschaftliche Fachgesellschaft hebammenwissenschaftliche Forschung, Lehre und Praxis. Sie sieht ihre Aufgabe in der Bündelung und Systematisierung von Wissen und Unterstützung bei der Erarbeitung weiterer Erkenntnisse. Sie strebt dabei eine hohe wissenschaftliche Qualität an. Ihr Ziel ist eine Verknüpfung zwischen wissenschaftlicher und praktischer Hebammentätigkeit, um dadurch zu einer bedürfnis- und bedarfsgerechten sowie effizienten Versorgung von Frauen und Familien in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Still-/Säuglingszeit beizutragen.

Die DGHWi unterstützt und betreibt wissenschaftliche Grundlegung und Lösungsformulierung für geburtshilfliche Themen. Im Fokus stehen physiologische Abläufe sowie die weitestmögliche Förderung der Physiologie auch bei medizinischen Risiken und gesundheitlichen Einschränkungen, Interventionen und sozialen Prozessen sowie die professionelle Begleitung der Frauen und ihrer Familien durch Hebammen.

Das wissenschaftliche Feld, in dem die DGHWi ihre Aufgaben wahrnimmt, ist Teil der Geburtshilfe und medizinischer Versorgung. Daher gehören der Dialog mit anderen Fachgesellschaften sowie weiteren Akteuren und Institutionen der Gesundheitsversorgung und -politik, wie auch die aktive Teilnahme am konstruktiven Diskurs zum Selbstverständnis der Gesellschaft (Abbildung 1).

DGHWi-leitbild

Wissenschaftliches Selbstverständnis und Anliegen

Das wissenschaftliche Selbstverständnis der DGHWi gründet sich in der Sicht auf die Geburt als physiologischen Vorgang und schließt die Phasen von der Familienplanung bis zum Ende der Still- bzw. Säuglingszeit ein. Die DGHWi ist der Aufgabe verpflichtet, Erkenntnisgewinn und -vermittlung zur Physiologie und den Grenzen zur Pathologie zu unterstützen. Dem Aufgabenspektrum von Hebammen soll dadurch ein wissenschaftliches Fundament gegeben werden.

Die DGHWi beteiligt sich mit salutogenetischer und ressourcenorientierter Perspektive an der Diskussion und Ausrichtung der Behandlungsstandards im medizinischen Setting. Sie nimmt zu Fragen von Forschung, Lehre und Studium der Hebammenwissenschaften ein öffentliches Mandat wahr und beteiligt sich an öffentlichen Diskursen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft organisiert die DGHWi internationale Kongresse und veröffentlicht hebammenspezifische Forschungsergebnisse in einer unabhängigen Fachzeitschrift. Sie unterstützt Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, fördert die Verbreitung von Ergebnissen der hebammenrelevanten Forschung sowie deren Anwendung in Praxis und Lehre. Darüber hinaus stärkt sie das Netzwerk der hebammenwissenschaftlich tätigen Forscherinnen und Forscher durch die Unterstützung von Sektionen und Arbeitsgruppen.

Grundsätze und Werte

Die DGHWi setzt sich für die gesellschaftliche Anerkennung des Hebammenwesens als zuständige Profession für die Begleitung der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Still- und Säuglingszeit ein. Diese Handlungsfelder der Hebammentätigkeit bedürfen eines salutogenetischen und ressourcenorientierten Betreuungsansatzes, dem sich die DGHWi verpflichtet sieht. Darin sind ihr die Selbstbestimmung von Frauen und ihren Familienmitgliedern und deren individuelle Bedürfnisse sowie die Unterstützung der physiologischen Vorgänge ein Anliegen.

Für die Kommunikation und den Umgang mit anderen Fachgruppen und Institutionen, wie auch in der internen Arbeit, gilt gegenseitiger Respekt und ein grundsätzliches Vertrauen im Rahmen eines kritisch konstruktiven Dialoges.

Die DGHWi setzt sich für einen offenen, wertschätzenden und transparenten Wissenschaftsdiskurs ein. Sie unterstützt und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Insbesondere gibt sie Anregung zu wissenschaftlichen Arbeiten und bietet Rahmenbedingungen für Veröffentlichungen.

Mitglieder

Die Mitglieder der DGHWi gehören einer unabhängigen wissenschaftlichen Fachgesellschaft an, welche die Bereiche der hebammenwissenschaftlichen Forschung, Lehre und Praxis abdeckt. Sie unterstützen durch ihre aktive oder fördernde Mitgliedschaft die Fortentwicklung einer Fachgesellschaft, die zu einer bedarfsgerechten und evidenzbasierten Versorgung von Frauen beitragen möchte.

Die Mitglieder der DGHWi sind Hebammen, Entbindungspfleger und Auszubildende, die an der Weiterentwicklung der Hebammenwissenschaft interessiert sind. Ebenfalls sind Mitglieder der DGHWi in Hebammen-, Pflege- und/oder gesundheitswissenschaftlicher Lehre oder Forschung tätig oder sind Studierende entsprechender Studiengänge. Weiterhin sind unter den Mitgliedern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte, Angehörige anderer Gesundheitsfachberufe, Disziplinen und Tätigkeitsfelder sowie Studierende, die den Zweck der Fachgesellschaft unterstützen.

Zielgruppen und Partner

Die DGHWi steht im Dialog mit Fachgesellschaften und Personen, die professionell und wissenschaftlich mit der Geburtshilfe befasst sind. Sie nutzt die wissenschaftliche Kompetenz ihrer Mitglieder, deren Erfahrungswissen und bringt beides in Veröffentlichungen und anderen Arbeitsergebnissen zusammen.

Die DGHWi nimmt Stellung zu geburtshilflichen, insbesondere hebammenspezifischen Fragen, in fachlichen und gesundheitspolitischen Gremien. Ihre Arbeiten und Diskussionen richten sich an die Öffentlichkeit, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker, Interessen- und Sozialversicherungsvertreterinnen und -vertreter ebenso wie an die Hebammengemeinschaft und die von ihr betreuten Frauen und Familien.

Teilnahme am wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs

Die DGHWi nimmt aktiv am wissenschaftlichen Diskurs zu geburtshilflichen und hebammenbezogenen gesundheitspolitischen Themen teil. Sie formuliert Fragen und erarbeitet Antworten zur Versorgungspraxis in der Geburtshilfe und im Wochenbett und sieht dabei einen Schwerpunkt in der Erarbeitung und Entwicklung von Leitlinien und Empfehlungen. Dabei legt sie Wert auf die Herausarbeitung von Evidenzen zu hebammenspezifischem Erfahrungswissen sowie auf die Offenheit für wissenschaftliche Erkenntnisse anderer Disziplinen für eine geburtshilfliche Praxis der Zukunft. Die DGHWi sieht ihre Aufgabe auch darin, ihre Position in der Diskussion zu den geburtshilflichen Themen in eine breitere Öffentlichkeit zu bringen und den zukünftigen Müttern und Eltern Entscheidungshilfen anzubieten.

Ziele und Aufgaben

Die DGHWi setzt sich ein für die

  • Gesundheit von Frauen sowie ihren Kindern und Familien in der Phase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit
  • internationale Anerkennung der Bedeutung der physiologischen Geburt,
  • Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Kompetenz aller Beteiligten im geburtshilflichen Bereich,
  • Stärkung der Rolle von Hebammen in der Geburtshilfe, der Schwangeren- und Wochenbettbetreuung,
  • stärkere Berücksichtigung und Reflexion von interdisziplinären wissenschaftlichen Ergebnissen in Ausbildung, Fort-, Weiterbildung und Praxis von Hebammen,
  • Weiterentwicklung von Qualitätsinitiativen und Leitlinien in der Geburtshilfe,
  • Förderung des Transfers und der Zusammenarbeit zwischen Hebammen und Ärztinnen sowie Ärzten zur Theorie und Praxis der Geburtshilfe,
  • Förderung der Identitätsbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Praktikerinnen und Praktikern
  • Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.